Vergesst Forecast-Accuracy: Schaut Euch diese Punkte zuerst an!

10. April 2025

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Heute möchte ich euch mit einem etwas provokanten Thema konfrontieren und zwar der Frage, ob die ständige Jagd nach immer höheren Prognosegenauigkeiten in der Absatzplanung tatsächlich gerechtfertigt ist. Ich halte Prognosegenauigkeit für wichtig, aber nicht für das Nonplusultra. Es gibt Aspekte innerhalb der Lieferkettenplanung, die mindestens genauso bedeutsam sind und diese möchte ich mit euch genauer betrachten.


Integration und Übergabe

Ein wesentlicher Punkt, der oft vergessen wird, ist die richtige Integration von Forecasts in die weiteren Planungsprozesse, wie das Supply Planning. Die Genauigkeit des Forecasts allein ist nicht ausreichend, wenn an der Schnittstelle zur Produktions- oder Beschaffungsplanung wichtige Informationen verloren gehen oder falsch interpretiert werden. Die gesamte Kette von der Erstellung bis zur Verwendung muss sauber ineinandergreifen.


Ebene der Absatzplanung

Ein weiterer Aspekt ist die Ebene, auf der ihr eure Forecasts erstellt. Je nach Branche kann es sinnvoll sein, nicht auf der Produktebene, sondern auf einer höheren Aggregationsebene, wie z.B. Produktfamilien zu planen. Dies reduziert die Komplexität und ermöglicht eine flexiblere Anpassung an kundenspezifische Anforderungen, insbesondere wenn es um Variantenvielfalt geht.


Aggregation und Disaggregation

Dieser Punkt bezieht sich auf die Kunst des Hoch- und Runterrechnens von Bedarfen. Die Herausforderungen hierbei sind die richtigen Verteilungsregeln: Auf welche Lagerorte wird der Forecast heruntergebrochen, auf welche Artikel oder welche Zeitscheiben. Diese Regelwerke sind entscheidend, um die Prognosen korrekt von einer hohen Ebene auf die einzelne Produktebene herunterzubrechen.


Zeitscheiben und Volatilität

Ähnlich wie bei den Produktebenen stellt auch die Zeitachse eine Herausforderung dar. Erstellt ihr euren Forecast auf Monatsbasis, die Steuerung der Produktion jedoch erfordert wöchentliche oder tägliche Umrechnungen? Hier gilt es, durch clevere Zeitdisaggregation, Feiertagsberücksichtigung und dem Management beweglicher Kalendertage die Stabilität in der Supply Chain zu gewährleisten.


Netto-Bedarfsrechnung

Ein kritischer Punkt ist die Umrechnung der unbeschränkten Bedarfe in praktische Anforderungen. Wie "nettet" ihr Euren Forecast gegen Bestände? Auf jeder Lagerstufe oder nur im Zentrallager?


Nachschublogiken: Push und Pull

Last but not least, das Thema Push und Pull in der Nachschublogik: Je nach Produkt und Markt kann es strategisch klug sein, entweder push-basiert (direkte Lagerverlagerung) oder pull-basiert (bedarfsgesteuert) nachzuschieben. Diese Logiken beeinflussen maßgeblich die Effizienz und Flexibilität eurer Supply Chain.


Fazit: Eine hohe Forecast-Genauigkeit ist beachtlich, aber nicht allesentscheidend. Es sind die Feinheiten der Aggregation, die logistische Abstimmung und die richtige Nachschublogik, die die Leistung eurer Lieferkette oft mehr beeinflussen als ein paar Prozentpunkte in der Prognose. Ich hoffe, dieser Beitrag regt euch zum Nachdenken an und hilft euch, eure Supply Chain Prozesse kritisch zu hinterfragen.


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