End-to-End-Planung: Wie zentrale Supply Chain Steuerung die Gesamtperformance verbessert
21. Juni 2025
Mein Credo:
»Dezentral war gestern. Wer heute Supply Chains steuert, sollte zentral denken, handeln – und vor allem planen.«
Heutiges Thema: Zentrale versus lokale Supply Chain Planung. Ein Kernthema, das immer wieder hochkocht, sobald Unternehmen wachsen, internationaler werden oder schlichtweg Komplexität und Dynamik zunehmen.
Die Entwicklung: Früher dezentral, heute besser zentral?
Erinnern wir uns an die Zeit um die Jahrtausendwende: Die Planung fand fast ausschließlich dezentral statt, weil die Produktportfolien überschaubarer und Absatzprofile stabiler waren. Produktionsstandorte produzierten meist für “ihre” lokalen Märkte – nicht selten lag das Werk gleich um die Ecke zur wichtigsten Vertriebsregion. Das war einfach, nachvollziehbar, aber auch beschränkt.
Doch was ist passiert? Unsere Welt und insbesondere unsere Supply Chains sind deutlich komplexer geworden. Produktionstechnologien sind global verteilt, die Kundennachfrage schwankt erheblich und das Portfolio explodiert förmlich vor Varianten.
Der vielleicht wichtigste Treiber: Die IT-Infrastruktur. Seit Advanced Planning Systeme (beispielsweise SAP APO) in den 2000ern Einzug hielten, ist es überhaupt erst möglich geworden, global zu denken und zu planen. Netzwerk-Simulationen, End-to-End-Planung und inzwischen sogar KI-gestützte Forecasts geben uns Werkzeuge, die die zentrale Planung erst richtig leistungsfähig machen.
Warum bin ich für zentrale Planung?
Hier kommt meine persönliche, aber bewährte Überzeugung: Wer global agiert, sollte auch zentral planen. Ich habe beiden Systeme erlebt und beobachtet: Dezentrale Planung sorgt gern mal für blinde Flecken im Netzwerk. Einzelne Werke optimieren für ihre Kennzahlen – und lassen dabei das Gesamtbild, also die Kunden- und Unternehmensinteressen, zu oft aus dem Blick.
Ein klassisches Beispiel: Werke optimieren die OEE oder minimieren Rüstzeiten – produzieren aber vielleicht am Kundenbedarf vorbei. Oder im Werksverbund konkurrieren Standorte um Kapazitäten und Bestände, ohne dass klar ist, wem der letzte Produktionsslot am meisten nützt.
Die zentrale Planung – richtig aufgesetzt und mit modernen Tools ausgerüstet – kann die Steuerung gesamthaft optimieren. Das betrifft nicht nur die Produktion, sondern vor allem:
• Kapazitätsplanung: Wer steuert global, nutzt Engpässe und Überkapazitäten im gesamten Netzwerk besser aus.
• Bestands- und Allokationsentscheidungen: Knappheiten lassen sich koordinierter managen, sodass die wichtigen Kunden und Märkte priorisiert beliefert werden.
• S&OP/IBP-Prozesse: Sales & Operations Planning funktioniert nur dann richtig, wenn es zentral orchestriert wird. Lokale Silos sind da meist hinderlich.
• Talente, Entwicklung und Karrierepfade: Zentrale Teams ziehen Wissenspooling und Expertise nach, was die Entwicklung von Supply Chain-Profis enorm fördert.
Was bleibt lokal?
Natürlich gibt es Element, die lokal bleiben müssen. Fertigungssteuerung, kurzfristiges Scheduling oder interne Logistikprozesse sollten nach wie vor nahe an der Wertschöpfung – sprich: direkt im Werk – verankert sein. Das „Wie“ und „Wann“ der Tagesproduktion wird am besten vor Ort entschieden. Aber: Das „Was“ – also die Frage, welche Produkte und Volumina wann benötigt werden – sollte immer die zentrale Steuerung vorgeben.
Virtuelle, verteilte Teams können dabei Brücken schlagen. Die Kunst liegt darin, lokale Kompetenzen zu bewahren, ohne das globale Optimum aus den Augen zu verlieren.
Mein Praxis-Tipp:
Falls dein Unternehmen gerade darüber nachdenkt, wie Supply Chain Planung künftig aussehen soll, dann nutze anstehende Projekte wie die Einführung neuer Planungssysteme oder S&OP-Prozesse als Gelegenheiten, um die Organisation konsequent zu hinterfragen. Es lohnt sich, die Governance zu definieren: Was wird ab nun lokal, regional, global entschieden – und wer braucht dafür welche Kompetenzen?
Fazit
Zentrale Planung ist mehr als ein organisatorischer Trend – sie ist aus meiner Sicht eine notwendige Antwort auf die Komplexität moderner Lieferketten. Nicht alles, was früher ging, ist heute noch sinnvoll. Aber keine Sorge: Bei jedem Wandel gibt es ein paar Reibungen. Wichtig ist, dran zu bleiben, sauber zu kommunizieren und Teilbereiche klar zu regeln. Dafür wünsche ich dir viel Erfolg!
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