Entscheidungsfindung im Supply Chain Management mit dem Newsvendor-Modell (Zeitungsjungen-Modell)

21. Oktober 2024

Das Newsvendor-Modell – Ein Einblick in die Basics der Bestandsplanung

Eine grundlegende Methode der Bestandsplanung, auch bekannt als Zeitungsjungen-Modell.


Das Newsvendor-Modell ist ein altes und gleichzeitig fundamentalen Modell der Bestandsplanung. Es zielt darauf ab, die optimale Bestellmenge für Produkte zu ermitteln, insbesondere wenn diese eine sehr begrenzte Haltbarkeitsdauer haben. Ursprünglich inspiriert wurde das Modell durch die Zeitungsjungen, die zu entscheiden hatten, wie viele Zeitungen sie für den folgenden Tag bestellen sollen. Eine Überbestellung führte zu nicht verkauften, unbrauchbaren Zeitungen, während eine Unterbestellung verpasste Verkaufschancen bedeutete.


Die Grundlagen und Anwendung des Modells

Das Modell findet Anwendung, wenn schnelle, kurzfristige Entscheidungen getroffen werden müssen. Dies ist häufig der Fall bei Produkten mit einem sehr begrenzten Verkaufsfenster, wie beispielsweise:

• Zeitungen und Magazine

• Verderbliche Lebensmittel wie Milchprodukte

• Eventtickets oder Eintrittskarten für Sportveranstaltungen

• Modeartikel, die nach einer Saison nicht mehr gefragt sind


Die Grundannahmen des Modells basieren auf der Normalverteilung, was es ermöglicht, eine Balance zwischen Über- und Unterversorgung zu finden. Das Ziel ist es, die Verluste durch nicht verkaufte Ware sowie durch verpasste Verkaufschancen zu minimieren.


Berechnung des kritischen Verhältnisses

Eines der Schlüsselelemente des Modells ist die Berechnung des sogenannten „Critical Ratio“ oder kritischen Verhältnisses.

Die Formel dafür lautet:

CR = Verlust bei Überversorgung / (Verlust bei Unterversorgung +Verlust bei Unterversorgung)

Dieses Verhältnis hilft uns dabei, den optimalen Bestellpunkt bzw. -menge zu bestimmen, um die Balance zwischen Überproduktion (und somit Abfall) und Unterproduktion (und somit entgangenen Gewinnen) zu finden.


Ein praktisches Beispiel

Angenommen, ein Zeitungsjunge verkauft eine Zeitung für 2 Euro, hat aber 1 Euro Produktkosten, wodurch der Verlust bei Unterversorgung ebenfalls 1 Euro beträgt. Bei Überproduktion könnte er die nicht verkauften Zeitungen für 50 Cent pro Stück an einen Altpapierhändler verkaufen. Dies ergibt ein kritisches Verhältnis von 0,67, was wiederum in den Tabellen der Standard-Normalverteilung nachgeschlagen werden kann, um die optimale Bestellmenge zu bestimmen.


Grenzen des Modells

Obwohl das Newsvendor-Modell für einfache Szenarios sehr nützlich ist, weist Martin auch auf dessen Grenzen hin. In großen Netzwerken mit tausenden von Produkten und komplexen Lagerungsmöglichkeiten eignet sich dieses einfache Modell weniger. Hier kommen umfassendere Methoden wie der Total Cost of Ownership-Ansatz oder Multi-Echelon-Analysen zum Einsatz.


Fazit

Das Newsvendor-Modell bietet eine großartige Ausgangsbasis, um die Grundlagen der Bestandsplanung zu verstehen. Es eignet sich besonders für einfache, kurzfristige Entscheidungen, kann aber als Basis für komplexere Modelle dienen.


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